© Andreas Volz

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Der Vinschgau

Seit 2008 fahre ich mehrmals im Jahr in den Vinschgau, so wird die nordwestliche Ecke Südtirols zwischen Reschenpass und Meran bezeichnet. Höchste Zeit, die Vorzüge dieser Landschaft hier einmal kurz vorzustellen.

Das Etschtal als zentrales Tal des Vinschgau liegt zwischen hohen Bergkämmen der Zentralalpen, den Ötztaler Alpen im Norden und dem Bergmassiv des Stilfser Joch im Süden. Der Regenschatten zwischen diesen Gebirgszügen machen das Vinschgau zu einer der trockensten, aber auch wärmsten Gegenden der Zentralalpen. Entsprechend vielseitig sind die Lebensräume: An den sonnenexponierten Südhängen des Etschtales (der sog. Sonnenberg) findet sich Steppenvegetation mit wärmeliebenden Pflanzen- und Tierarten, die bei uns selten sind, wie z.B. der Wiedehopf, die Zippammer ist praktisch allgegenwärtig. In den Hochlagen darüber leben die üblichen Hochgebirgsarten, besonders bequem erreichbar ist diese Zone über das Stilfser Joch. Die Seitentäler des Obervinschgau sind teilweise sehr wildreich mit hohen Dichten an Hirschen und Gämsen, die Weidewirtschaft mit Schafen ist weit verbreitet. Dies bietet die Nahrungsgrundlage für eine ziemlich hohe Anzahl von Bartgeiern im Vinschgau und den direkt angrenzenden Regionen des Schweizer Ofenpass und des Nationalpark Stilfser Joch. Das macht den Vinschgau für mich enorm spannend, zumal die Entfernung von München mit 200 bis 250 km recht moderat ist. Fotografisch bekommt man dort allerdings auch nichts geschenkt, die Motivsuche empfand ich anfänglich als langwierig und mühsam. Auch verändern sich die talnahen Lebensräume zunehmend negativ, denn der Pestizideintrag durch den um sich greifenden Obstanbau macht sich entsprechend bemerkbar. An den unteren Hängen in der Nähe der Plantagen hat sich die Insektenvielzahl in den letzten Jahren stark reduziert, worunter auch die Vogelwelt leidet. Laut älteren Berichten gab es dort vor 20 Jahren noch interessante Vogelarten wie Ortolan und Brachpieper, die mittlerweile ziemlich verschwunden sind. Steinrötel und Steinhuhn finden sich praktisch nur noch in den Hochlagen. Trotzdem ist immer noch so viel geboten, dass ich auch in den nächsten Jahren wiederkommen werde, die Fotos im Portfolio werde ich entsprechend aktualisieren.

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