© Andreas Volz

Die Isar

Die Isar ist der Charakterfluss Bayerns. Sie entspringt im Tiroler Teil des Karwendelgebirges. Die oberste Isarquelle liegt auf 1770 Meter Höhe, bei lang anhaltender Trockenheit oder auch im Winter kann diese Quelle jedoch versiegen, daher definierte man den ergiebigen Quellbereich im darunterliegenden Hinterautal auf 1160 Meter Höhe als offizielle Isarquelle. Auf ihrem 292 km langen Lauf bis zur Mündung in die Donau bei Deggendorf durchfließt sie Städte und Naturschutzgebiete. Im Rahmen des Fotoprojektes "Wilde Isar" der GDT Regionalgruppe 15 (München und Südbayern) habe ich mich in den vergangenen 3,5 Jahren intensiv mit der Isar und und ihren unmittelbar angrenzenden Lebensräumen beschäftigt. Als Naturfotograf hat mich interessiert, warum die Isar nun eigentlich aus der Sicht des Naturschutzes ein so besonderer Fluss ist. Die landschaftliche Schönheit und Ursprünglichkeit des Oberlaufs von der Quellregion bis etwa zum Sylvensteinspeicher ist ja weitläufig bekannt und lockt viele Besucher an. Ich wollte herausfinden und fotografisch dokumentieren, was sich hinter dieser Landschaftskulisse im Detail an Naturschätzen verbirgt. Um den ökologischen Wert der Isar zu verstehen, muss man wissen, dass es sich beim oberen Isartal zumindest abschittsweise um eine der letzten Wildflusslandschaften Deutschlands handelt. Eine Wildflusslandschaft ist ein alpin geprägtes Flusstal mit ausgedehnten Strecken von sich bei Hochwasser umlagernden Schotterflächen. Dafür muss der Fluss zumindest bei Hochwasser genug Wasser führen und der Fluss muss frei von menschlichen Querverbauungen sein, damit das verwitterte Gestein, das sog. Geschiebe, aus dem Gebirge transportiert werden kann. Dieser Landschaftstyp wurde bei uns in den letzten 100 bis 150 Jahren vom Menschen weitgehend zerstört. Nun gibt es etliche Tier- und Pflanzenarten, die auf den harschen Lebensraum der offenen und vegetationsarmen Kiesbänke spezialisiert sind und durch Lebensraumverlust extrem selten geworden sind. An der oberen Isar kommen sie noch vor. Zu nennen wären hier unter den Vögeln die Kiesbankbrüter Flussuferläufer und Flussregenpfeifer. Vor allem unter den Insekten und Spinnen gibt es zahlreiche solcher extremer Spezialisten, wie z.B. die Flussufer-Riesenwolfspinne oder die Heuschreckenarten Kiesbankgrashüpfer, Gefleckte Schnarrschrecke und Türks Dornschrecke, die ich alle nach teilweise langer Suche gefunden und fotografiert habe. Ökologisch wertvoll ist jedoch nicht nur der Talboden, sondern auch die angrenzenden Bereiche: Im Gebirge die Talhänge und angrenzenden Gebirgszüge, außerhalb der Alpen, nördlich von Bad Tölz, die Hangwälder (Leiten) und die Auen, im Mündungsgebiet die ausgedehnten Auwälder. Überall habe ich extrem seltene Tiere und Pflanzen gefunden. Hier nur einige Beispiele: In der alpinen Region und den tieferliegenden Bergwäldern kommen alle einheimischen Raufußhuhnarten vor (Alpenschneehuhn, Birkhuhn, Auerhuhn und Haselhuhn). In den steilen Hängen des Isartals südlich von München brüten einige Uhupaare. In stadtischen Bereichen des Isartals haben sich an hohen Gebäuden mehrere Wanderfalkenpaare angesiedelt. In den Auen wachsen zahlreiche und teils sehr seltene Orchideen wie der Frauenschuh oder die Sommerdrehwurz. Die Schilfflächen des Unterlaufs und des Mündungsgebietes sind das Reich des Blaukehlchens und verschiedener Rohrsängerarten.

Als Ergebnis des Projekts ist im Knesebeck Verlag der Bildband "Wilde Isar" erschienen.

Der Vinschgau

Seit 2008 fahre ich mehrmals im Jahr in den Vinschgau, so wird die nordwestliche Ecke Südtirols zwischen Reschenpass und Meran bezeichnet. Höchste Zeit, die Vorzüge dieser Landschaft hier einmal kurz vorzustellen.

Das Etschtal als zentrales Tal des Vinschgau liegt zwischen hohen Bergkämmen der Zentralalpen, den Ötztaler Alpen im Norden und dem Bergmassiv des Stilfser Joch im Süden. Der Regenschatten zwischen diesen Gebirgszügen machen das Vinschgau zu einer der trockensten, aber auch wärmsten Gegenden der Zentralalpen. Entsprechend vielseitig sind die Lebensräume: An den sonnenexponierten Südhängen des Etschtales (der sog. Sonnenberg) findet sich Steppenvegetation mit wärmeliebenden Pflanzen- und Tierarten, die bei uns selten sind, wie z.B. der Wiedehopf, die Zippammer ist praktisch allgegenwärtig. In den Hochlagen darüber leben die üblichen Hochgebirgsarten, besonders bequem erreichbar ist diese Zone über das Stilfser Joch. Die Seitentäler des Obervinschgau sind teilweise sehr wildreich mit hohen Dichten an Hirschen und Gämsen, die Weidewirtschaft mit Schafen ist weit verbreitet. Dies bietet die Nahrungsgrundlage für eine ziemlich hohe Anzahl von Bartgeiern im Vinschgau und den direkt angrenzenden Regionen des Schweizer Ofenpass und des Nationalpark Stilfser Joch. Das macht den Vinschgau für mich enorm spannend, zumal die Entfernung von München mit 200 bis 250 km recht moderat ist. Fotografisch bekommt man dort allerdings auch nichts geschenkt, die Motivsuche empfand ich anfänglich als langwierig und mühsam. Auch verändern sich die talnahen Lebensräume zunehmend negativ, denn der Pestizideintrag durch den um sich greifenden Obstanbau macht sich entsprechend bemerkbar. An den unteren Hängen in der Nähe der Plantagen hat sich die Insektenvielzahl in den letzten Jahren stark reduziert, worunter auch die Vogelwelt leidet. Laut älteren Berichten gab es dort vor 20 Jahren noch interessante Vogelarten wie Ortolan und Brachpieper, die mittlerweile ziemlich verschwunden sind. Steinrötel und Steinhuhn finden sich praktisch nur noch in den Hochlagen. Trotzdem ist immer noch so viel geboten, dass ich auch in den nächsten Jahren wiederkommen werde, die Fotos im Portfolio werde ich entsprechend aktualisieren.

Der Neusiedler See

Der Neusiedler See liegt in der Grenzregion Österreich-Ungarn südlich von Wien. Es ist ein flacher Steppensee mit ausgedehntem Schilfgürtel, der keinen Ablauf besitzt. Im Osten finden sich zahlreiche kleine Brackwasserseen ("Lacken"), die meisten sind Teil des Nationalparks Neusiedler See–Seewinkel. Fauna und Flora ist so reichhaltig, dass der Neusiedler See seit Jahrzehnten ein Mecka für Naturfreunde ist. Auch der Tierfotograf kommt hier auf seine Kosten, obwohl man für gute Tieraufnahmen den Motiven schon viel näher kommen muß als bei der reinen Naturbeobachtung, immer unter dem Vorbehalt, die Tiere dabei nicht zu stören. Allerdings habe ich in den letzten Jahren eine fortschreitende Verschlechterung der Fotomöglichkeiten festgestellt. Wenn man aus Naturschutzgründen die Wege nicht verlassen darf, ist das natürlich vollkommen akzeptabel. Die meiste Zeit fotografiert man dort ohnehin aus dem Auto heraus. Viele gute Locations liegen neben befahrbaren Wegen und im Auto stört man Tiere eh am wenigsten. Leider werden immer mehr Wirtschaftswege für Autos gesperrt, nicht aus Naturschutz Gründen, sondern weil sich die einheimischen Landwirte durch die Touristenautos gestört fühlen. Viel mehr hat der intensive Weinanbau seit der Einführung der Pestizide viele seltene Vogelarten verschwinden lassen, wie mir ein betagter Einheimischer berichtet hat. Bringt also das Gebiet fotografisch noch etwas? Ich fahre nach wie vor gerne hin. Die weitere Region ist enorm vielseitig: Wo kann man schon seltene Limikolen wie Uferschnepfen oder Rohrdommeln aus dem Auto heraus fotografieren. Am Illmitzer Seebad ist der Schilfregion mit ihren speziellen Vogelarten gut zugänglich. Im Leithagebirge gibt es phantastische Trockenrasen mit Zwergiris. Im Hanság leben Großtrappen und immer mal wieder Sumpfohreulen oder Kaiseradler, die Parndorfer Platte ist gut für Hasen, Rehe, Großtrappen und Rebhühner. Viele Wege um die Lacken sind für Fußgänger oder Radler geöffnet, so dass der Freizeitwert für die ganze Familie nicht zu kurz kommt.

Im Wald der Bären, Finnland 2015

7 Nächte lang in einer winzigen Hütte zu sitzen und jede Nacht 14 Stunden durch einen Sehschlitz auf die Umgebung zu starren kann eine Quälerei sein, oder auch, wie im Fall meiner Bärentour in Ost-Finnland, eine großartige Erfahrung. Ich befinde mich in der finnischen Taiga, einer urtümlicher Landschaft aus lichtem Wald, unterbrochen von Mooren und kleinen Seen. Da saß ich nun und wartete mit der Kamera im Anschlag auf Bären. Die sollen hier auftauchen, denn der Betreiber der Beobachtungshütten ("Hides") hat in der Nähe kleine Fleischstücke verteilt, die Bären anlocken, ab und zu auch einen Vielfraß. Erst war ich kritisch, doch schon nach 3 Stunden Wartezeit ließ sich der erste Bär blicken. In den 7 Nächten kam dann insgesamt knapp 40 mal ein Bär vorbei, teilweise bis auf wenige Meter vor das Hide. Das heißt aber auch, dass in den 98 Stunden Ansitz die meiste Zeit nichts geschieht. Langweilig wurde es mir aber nie, denn es könnte ja jederzeit ein Bär oder Vielfraß auftauchen, dann muss man sofort einsatzbereit sein. Einen Bären hört man selber fast nicht kommen, nur die Möwen kündigen oft mit ihrem Geschrei einen nahenden Bären an, denn sie haben gelernt, den Bären zu folgen, um deren Futterreste aufzupicken. Sonst herrschte Ruhe. Anfang Juli geht die Sonne dort zwar für ca. 3 Stunden unter, die Sonne sinkt allerdings nicht weit unter den Horizont, so dass es nie richtig dunkel wird. Bei günstiger Bewölkung dauert das Abend- und Morgenrot stundenlang. Bei klarem Himmel sinkt die Temperatur soweit ab, dass aus den Moorseen morgens der Nebel aufsteigt. Ich bekam einen Eindruck von jenem Urzustand der Natur, bevor der Mensch kam und alles umgestaltet bzw. ruiniert hat. OK, diese Bärendichte an einem Ort ist natürlich nicht normal, sondern vom Menschen beeinflusst.

Nordost Spanien, April 2014

 

Die Osterferien lagen dieses Jahr in der zweiten Aprilhälfte, günstig für eine Naturreise in ein Mittelmeerland. Diesmal sollte es nach Spanien gehen. Eigentlich hätte mich Südspanien gereizt, doch für eine zweiwöchige Autoreise ist Andalusien von München aus schlicht zu weit. Der Nordosten ist jedoch in einem Tag gut erreichbar und bietet überraschend vielseitige und exzellente naturfotografische Möglichkeiten. Erster Stopp waren die Aiguamolls de l'Empordà, ein Feuchtgebiet an der Costa Brava nahe der französischen Grenze, das vor allem aus ornithologischer Sicht sehr spannend ist. Nächstes Ziel war die landschaftlich reizvolle Matarraña Region hinter dem "Ports de Tortosa-Beseit" Küsten-Gebirge. Besonders empfehlen kann ich dort das Geier-Observatorium Mas de Bunyol. Der Eigentümer füttert seit vielen Jahren auf eigene Kosten täglich Gänsegeier und andere Greifvögel, die sich dabei wunderbar beobachten und fotografieren lassen. Von dort machte ich einen Tagesausflug in die Steppengebiete um Belchite, südöstlich von Zaragoza. Seltene Vogelarten wie die Dupontlerche oder die Zwergtrappe habe ich zwar gesehen, um zu vernünftigen Aufnahmen zu kommen wäre aber ein deutlich höherer Aufwand nötig gewesen. Unser drittes Ziel war das Ebro-Delta. Dort bieten sich recht gute Beobachtungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von Vogelarten.

Nordlichter über Fjorden, März 2014

 

Die Häufigkeit von Polarlichtern ist abhängig von der Sonnenaktivität, die in einem langjährigen Zyklus schwankt und zur Zeit recht hoch ist. Da ich schon lange Polarlichter sehen und fotografieren wollte, habe ich im vergangenen März die Gelegenheit wahrgenommen und bin nach Norwegen gereist. Die Gegend um Tromsø in Nord-Norwegen bietet sich für die Beobachtung von Polarlichtern an, denn sie liegt nördlich des Polarkreises unter dem Ring der Polarlichter, der den magnetischen Nordpol umgibt. Außerdem ist die Gegend leicht zu erreichen und durch ein engmaschiges Straßennetz gut erschlossen. Ich begann die Reise bei Neumond, denn bei zunehmendem Mond ist die Wahrscheinlichkeit für eine gute Balance zwischen der Helligkeit des Nordlichts und des Umgebungslichts für Landschaftsaufnahmen am höchsten. Der Rest ist Glücksache, denn Polarlichter und das Wetter (klarer Himmel) lassen sich letztendlich nicht planen. So hatte ich in der 12-tägigen Reise letztendlich nur 2 Nächte einen klaren Himmel mit Nordlichtern. Natürlich war das Naturschauspiel schwer beeindruckend. Aber auch die nordische Landschaft war die Reise wert.